Donald Trumps Heldenreise oder „ich verstehe jetzt das Virus“

Vorweg: es steht mir nicht zu, über amerikanische Politik(erInnen) aus der Ferne zu urteilen. Ich kann Donalds Trumps Auftritte auch nur über die zur Verfügung stehenden Quellen verfolgen, um seine Wirkung zu beurteilen. Und nur das ist meine Aufgabe: zu verstehen, wie Wirkung entsteht. Warum welche Wirkung wann entsteht. Um so immer wieder daraus zu lernen, wie man seine eigene Wirkung bewusst steuern kann. Nein, Donald Trump ist mir nicht sympathisch – aber gerade das ist eine Einladung, genau hinzusehen. Denn oft lernt man mehr von denen, die anders sind als man selbst. Und man muss es ihm lassen: Manche Inszenierungen und Stories, die er (bzw. sein Team) anbietet sind handwerklich sauber. Darüber schreibe ich hier.

Kurz zusammengefasst: Donald Trump hat sich mit dem Covid 19 Virus infiziert. Und nur wenige Tage nach dieser Meldung, lässt er sich und seine „Auferstehung“ feiern. Da steht er nun am Balkon des weissen Hauses, flankiert von amerikanischen Flaggen und aufsteigenden Helikoptern.
Mit ernster Mine reisst er sich energisch die (ungeliebte) Mund-Nasen Maske vom Gesicht und sagt – fast biblisch – „Fürchtet euch nicht!“

Make america great again! Wenn man ihn nicht mag, kann man sagen: „Wie platt ist das bitte?“ Aber seine Fans tun nun eines umso mehr: sie glauben, was sie sehen. Das tragen wir Menschen tief in uns. Nicht umsonst sagt man im Englischen, wenn man versteht, oft: „I see!“ Und greater als das Virus zu besiegen, geht nun wirklich (zumindest derzeit) nicht.

Und Trump setzt eines drauf: er hat das Virus jetzt verstanden. Welches Prinzip bedient er? Ein mehr als bewährtes: Die Heldenreise.

Fürchtet Euch nicht

Denn wie es das Skript der Heldenreise verlangt (dazu später), lässt uns der strahlende Held teilhaben an seinem erworbenen Wissen. Erworben im dreitägigen Kampf gegen das Böse und übermächtige Virus. Er teilt seine Erkenntnis und gibt uns, was uns fehlt: Zuspruch, Wissen, Mut. Alles wird gut! Fürchten wir uns also nicht. Wohlgemerkt: das ist die Inszenierung, die Story. On man das glauben will oder nicht, bleibt uns selbst überlassen.

Im 12. und letzten Schritt der Erkenntnisse aus dem Buch „The Writer’s Journey“ des berühmten US-amerikanischen Autors Christopher Vogler heisst es: „Das Ende der Reise: Der Rückkehrer wird zu Hause mit Anerkennung belohnt.“

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Und jetzt? What about me?

Donald Trump spielt die Medien-Klaviatur perfekt! Sein ganzes Leben ist Marketing, damit wurde er zum mächtigsten Mann der Welt. Held war er immer schon. Jede seiner Inszenierungen zählt auf Größe ab. Jetzt aber ist er noch strahlender, noch größer, viel größer! So groß, dass man ihn – der das Corona Virus in drei Tagen besiegte – einfach wählen muss.

Nehmen Sie sich ein Beispiel am vorgeführten, perfekten strategischen Handwerk und finden Sie die Kernaussage Ihres nächsten charismatischen Auftrittes über das Tool der Heldenreise! Werden auch Sie zum Helden, ziehen Sie aus in die weite Welt und schreiben Sie Ihre eigene Heldenstory.

Denn wir dürfen dieses Skript nicht unterschätzen: es wurde so oft erzählt, wir haben es so oft gelesen, gesehen, gehört, dass wir ihm unbewusst folgen. Jemand, der sich dem schlimmsten Feind stellt muss am Ende siegen. Film-, Comic-, Romanhelden. Immer überwinden sie den größten Gegner. Das kann ein „realer“ Feind sein wie z.B. bei James Bond. Das kann aber auch der „innere Feind“ sein wie oft in Liebeskomödien. „Ich kann nicht lieben“ kann eine unüberwindbare scheinende Hürde sein, die jemand niederringt.

Helden können gar nicht anders, als zu siegen – nehmen Sie also über Ihre eigene Heldengeschichte diesen Bonus mit in Ihren nächsten Auftritt und gehen beim Finden der Kerngeschichte vielleicht nach der verdichteten Version von Joseph Campbells „Der Held mit 1000 Gesichtern“ oder Christopher Voglers „Der Zyklus der Heldenreise“ vor:

  • Was ist Ihr Ziel und wofür kämpfen Sie?
  • Was macht Sie aus, was prädestiniert Sie zum Helden (im Gegensatz zum Mitbewerb)?
  • Warum begeben Sie sich auf die (gefährliche) Reise (in unbekanntes Terrain, in neue Märkte…)?
  • Was sind Ihre Gegner und wie können Sie sie überwinden?
  • Am dramaturgischen Höhepunkt – im Pitch, im TV-Interview, Pressekonferenzen, der Jahreshauptversammlung… wo auch immer,  zeigen Sie Ihren Zusehern und Zuhörern, wie die Welt ohne Sie aussehen würde. Was passiert wäre, hätten Sie nicht die gefährliche Reise auf sich genommen und wären Sie nicht als strahlender Sieger nach Hause gekommen.
  • Sie teilen Ihre gewonnene Erfahrung mit Ihrer Zuhörerschaft und überreichen Ihre Gabe an die Welt.

Im Finden Ihrer Geschichte und auf dem Weg zum charismatischen Vortrag darüber, denken Sie daran: je größer Ihr Gegner ist, je schwieriger die Aufgabe, die Sie zu lösen haben, desto glanzvoller stehen Sie am Ende als Held am Podium!

 

Zum Thema:

Storytelling | CoreTelling® Was will ich sagen? Und wie? | Inszenierung ist die halbe Miete |Struktur und Aufbau einer Rede

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