Kommunikation in der Krise: ADAC so bitte nicht!

Ein wunderbares Beispiel, wie man die Kommunikation in der Krise vergeigen kann.

Die Herren des ADAC haben, wie das oft so ist, gerne und oft gesprochen. Sich feiern lassen in dekorierten Hallen – und als die Vorwürfe aufgetaucht sind auch gleich mal fest auf die Journalisten geschimpft. Wenn nun die Krise losbricht, könnte man allen Regeln folgen, schnell reagieren und dann mit aller Entschlossenheit das tun, was man früher auch konnte: Viele viele Interviews geben und einen Canossagang antreten.

Nix da – der ADAC zeigt, wie es nicht geht und stellt schwer verspätet ein Interview mit Präsident Peter Meyer auf den eigenen YouTube-Kanal und die Homepage – nach dem Motto „Interview Dich selbst, das tut nicht so weh“. Und fad ist es, dass einem Hören und Sehen vergeht. Übrigens: Das Video ist mittlerweile eine Rarität – zwei Tage nachdem es online gestellt wurde, war es auch wieder off. Denn der Präsident ist zurückgetreten. So ehrlich ist Kommunikation: Man sieht, wie es ihm innerlich wohl gegangen ist.

Beachte: Bei Kommunikation in der Krise gilt alles, was sonst auch gilt – nur um 1000x strenger.

1. Langweile nicht! Jemandem zu sagen: „Es tut mir leid!“ ist verdammt schwer – und es braucht alle Inbrunst. Machen Sie den Test: Beginnen Sie bei 0:48 zuzuhören. Und ganz ehrlich: Schreiben Sie mir gerne, ab wann es fad wird. Ich persönlich tue mir spätestens bei 1:40 schwer. Tipp: Machen Sie niemals so lange Aufzählungen: Das wirkt dann schnell nach einschläfernder „Einkaufsliste“. Dieser O-Ton dauert bis 3:50, also geschlagene 3 Minuten – das hält wirklich kein Mensch aus, ist unprofessionell, undurchdacht und eine vergebene Chance. Wie schön wäre dieses Interview in 4 Minuten gewesen mit knackigen, empathischen Antworten.

2. Zeig Wille! Die ersten Sekunden enthalten „aus der Krise bringen sollen„, “ wir wollen 10 Punkte angehen“, „es soll Dinge verbessern“, „ein Programm aufsetzen„. Das Wort „wollen“ fällt in den nächsten Minuten unzählige Male. Mein Vorschlag: Statt abstrakter Formulierungen konkrete verwenden. Statt „Wir wollen ein Programm zur Erhöhung der Transparenz aufstellen“ schlage ich vor „Es bleibt kein Stein auf dem anderen – und jeder soll sehen, was unter den Steinen liegt. Und ich werde diese Steine persönlich aufheben – jeden einzelnen.“

3. Achte auch hier auf den Hintergrund: Das Wasser, das an der Scheibe runterfließt, ist ein kleines Detail der Unprofessionalität – es sei denn, man wollte zeigen, wie traurig man ist.

4. Zeig Emotion! Statt fader Aufzählungen würde ich hier auf den Core setzen. Und ich schätze mal, der heisst „Ich räume auf!“ Und das braucht etwas mehr Pfeffer als diese Performance.

5. Bonus Track: Wenn Du intern interviewt wirst, dann lass es wenigstens kritisch aussehen. Dass sich der ADAC, der über den eigenen Kommunikationschef gestolpert ist, dann in die interne Kommunikation verkriecht, ist bemerkenswert.

Denn was so hier bei der Kommunikation in der Krise überbleibt ist: „Bla Bla Bla“ – schade!

 

Zum Thema:

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