Es ist in Foren, Diskussionen, Kommentaren schon ein wenig Mode geworden: Wenn ein Interviewpartner, speziell ein Politiker, Fragen ausweicht, lautet der Kommentar: „Der ist sicher NLP trainiert“. Wenn ich in Foren die Frage zurückstelle, was denn das heißt, kommt die Antwort: „Das ist eine Gehirnwäsche“. Ich hasse es, wenn Menschen über etwas reden und gar urteilen, von dem sie nichts wissen. Während nämlich die NLP Seminare von Menschen, die ihre Grenzen erweitern wollen, restlos ausgebucht sind und sich in den USA Anthony Robbins als inspirierender Motivator erweist, kommt bei uns schnell mal der „Was der Bauer nicht kennt…“ Stempel drauf. Ich denke, man tut NLP damit unrecht – darum eine Klarstellung.
NLP ist eine effiziente Coaching Methode
Ich bin zu NLP genau so gekommen. Viele meiner Kunden haben mich gefragt, ob es denn stimme, dass vor allem FPÖ Politiker „NLP-trainiert“ sind. Ich halte es im Leben so wie in meinen Trainings (ehrlich sein und sagen, was Sache ist, währt am Längsten) und musste deshalb antworten mit: „Ich weiß es nicht, ich kenne mich damit nicht aus.“ Da ich aber auch in diesem Fall von mir selbst verlange, was ich meinen Trainees empfehle (nämlich an sich selbst zu arbeiten, wenn etwas fehlt), habe ich mich intensiv damit beschäftigt – und schließlich in 2 Jahren und hunderten Stunden Ausbildung den NLP master pracitioner gemacht. (NLP heißt übrigens Neuro Linguistisches Programmieren)
Zusammenfassend: Ich bin kein NLP-Freak, der glaubt, dass man damit alles in den Griff bekommt. Ich habe aber, wie das oft so ist, keine Angst davor, weil ich weiß, was es ist. Ich finde einige Tools und Denkansätze sehr brauchbar, andere weniger. Ich möchte hier exemplarisch einen Ansatz anführen, der mir sehr nützlich erscheint (übrigens nicht nur fürs Interview, sondern für das ganze Leben – schließlich ist der öffentliche Auftritt nichts anderes als eine Lupe auf unsere sonstigen Verhaltensweisen).
Glaubenssätze: Unbewusste Programme
Wir sind hier bei einem der Gründe, warum NLP wohl so negativ angesehen wird, gerade, wenn man sich damit nicht beschäftigt: Weil im Begriff das Wort „Programmieren“ steckt. Und da nimmt man schnell mal an, die Klienten werden rasch mal umprogrammiert – im schlimmsten Fall sogar gegen ihren Willen. Richtig ist, dass sich NLP sehr intensiv mit vor allem unbewussten Programmen befasst. Hier gehören die Glaubenssätze dazu – sie sind Annahmen vom Leben, Lebensregeln, die Menschen für wahr halten und nach denen sich sehr oft das gesamte Leben ausrichtet. Das Ziel ist es, diese Glaubenssätze bewusst zu machen, somit zugänglich und allenfalls bearbeitbar.
Glaubenssätze steuern unser Leben
Beginnen wir mit einem häufigen Glaubenssatz im täglichen Leben vieler Menschen: „Bei mir geht immer alles schief.“ Tatsächlich wird diesen Menschen vieles nicht gelingen, sie ziehen das Unglück förmlich an. Und genauso passiert vielen nicht mehr Schlechtes – sie bemerken nur das Schlechte. Und dadurch verstärkt sich der Glaubenssatz immer mehr. Die Wahrnehmung verschiebt sich immer mehr auf das Negative, dadurch wird die Energie immer geringer und der Mensch befindet sich in einer furchtbaren Negativ-Spirale.
Der Klassiker im Interview
Damit sind wir bei einem der häufigsten Gründe, warum Menschen im Interview (und bei allen anderen öffentlichen Auftritten) oft schrecklich nervös sind – sie haben Lampenfieber. Weil sie Sätze im Kopf haben wie: „Da muss ich jetzt perfekt sein“. Oder: „Ich darf keinen Fehler machen.“ Oder gar: „Ich kann das nicht.“ Ich habe in 12.000 Stunden Training und Coaching die Erfahrung gemacht, dass jemand mit diesem Glaubenssatz tatsächlich scheitert – damit bestätigt wird, dass es nun mal so ist – beim nächsten Mal umso mehr scheitert – und schließlich frustriert aufgibt.
Glaubenssätze finden und auflösen
Vorweg: Übel wird es, wenn beim Bewusst-machen des Glaubenssatzes ein Satz kommt wie: „Das ist ja erwiesenermaßen so.“ Denn die stärksten Glaubenssätze sind die, von denen wir glauben, sie seien die Wahrheit. Wann immer Sie auf Formulierungen stoßen wie „Man kann / darf / soll nicht…“ oder „Es ist nun mal so“, „Das Leben / die Menschen…“ wird es spannend in Sachen Glaubenssätze. Wenn Sie auf einen Glaubenssatz aufmerksam geworden sind, versuchen Sie allein oder mit Ihrem Coach daran zu arbeiten. So kann der hinderliche Satz vor dem Interview „Ich muss da durch“ zu einem „Ich freue mich, meine Botschaft erzählen zu können.“ Dazwischen mögen Stufen wie „Ich mache es von Mal zu Mal besser“ oder „Interviews können Spaß machen“ liegen.
Wenn man sich mit diesen Fragen beschäftigt, wird man also nicht umprogrammiert und schon gar nicht zielen diese Methoden darauf ab, Fragen nicht zu beantworten. Die Ursachen dafür sind woanders zu suchen – aber sicher nicht bei NLP.
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