Storytelling, Witze und Mäander

Was Schokopralinen mit Witzen zu tun haben?

Eine einzelne kann die Krönung eines guten Essens sein. Eine ganze Schachtel ist eklig und stopft den Magen voll.

Und genauso ist es mit Witzen: Ich liebe es, wenn jemand einen brillanten Witz gekonnt erzählt und dann ist Schluss. Ich fürchte den Augenblick, wenn jemand in einer netten Runde mit Witzen beginnt und ich weiß: Das wars mit dem Gespräch!

Was aber haben Witze mit begeisternder Kommunikation zu tun? Die Schönheit des Witzes besteht darin, dass er alle Bestandteile des gekonnten Storytelling enthält. Er führt Protagonisten ein, enthält meist Dialoge, einen Schauplatz, wird im Präsens erzählt, hat eine stringente Handlung. Und vor allem: Eine Pointe!

Mein überaus geschätzter Kollege Dr. Roman Szeliga ist Experte für Humor im Business. Und er beherrscht den feinen Witz perfekt. Da kann es schon vorkommen, dass er beim Check-In plötzlich sagt: „Treffen sich zwei Beamte am Gang. Sagt der eine: ´Kannst Du auch nicht schlafen?´“. Der sitzt. Zwei Personen, ein Bild, blitzschnelle Pointe.

Storytelling – Was wir aus Witzen lernen können

Und damit sind wir bei meinem heutigen Tipp. Ich habe nämlich tausende Menschen in meinen Coachings gehabt, die in Mäandern reden. Mäander gibt es in der Geographie. Sie bezeichnen das Phänomen, dass sich Flüsse meist nicht den geraden Weg suchen, sondern Schlingen und Schleifen bilden. Mäander kennt man in der Kunst als Verzierungen. Und ganz allgemein meint man damit verschlungene, verwobene Muster.

In der Sprache „mäandern“ Menschen, die an einem Punkt beginnen, dann eine Abzweigung nehmen, sich in drei Unterpunkten ergehen. Und mit Glück wieder zurückfinden – oder auch nicht. (Das ist übrigens in Interviews für Journalisten eine beglückende Arbeit beim Schneiden. Sätze ohne Ende.)

Sie reden so wie das Inhaltsverzeichnis eines wissenschaftlichen Buches. Das Kapitel 1 unterteilt sich in 1.1., dieses wiederum in ein 1.1.2 bis 1.1.4. Und bei Kapitel 2 kann es dann schon mal ein Unterkapitel 2.5.3.7 geben… Und wissen Sie, was alle diese Menschen, die nicht zum Punkt kommen, ausnahmslos sagen, wenn ich sie frage, ob sie Witze erzählen können? „Nein, das kann ich nicht.“ Das sind diejeingen, die es versuchen mit: „Trifft ein Löwe eine Maus. Also der Löwe war eigentlich ein Berglöwe. Also nicht so einer, der eine Mähne hat, sondern so ein brauner. Oder hellbraun. Beige etwa. Also eben ohne Mähne. Und der trifft die Maus in der Wüste Gobi. Oder wars die Sahara? Leben dort Berglöwen?“ Laaaangweilig. Mäanderalarm!

Gute Witzeerzähler sehen 1. immer die Szene exakt vor sich und haben 2. immer die Pointe im Kopf. Bevor sie beginnen ist der Witz wie ein Film bereit. Und vor allem ist eines klar: Das Ende. Sie werden niemals mit dem Witz beginnen, bevor sie nicht exakt im Kopf haben, wie der Witz beginnt, was genau passiert und wie er endet. Die schlechten Witzeerzähler fangen einfach an und überlegen während des Erzählens, wie es weitergeht. Und das haben schlechte Redner mit schlechten Witzerzählern gemeinsam. Umgekehrt können wir also fürs Storytelling vom Witze Erzählen viel lernen.

Meine Hausübung für souveränes Storytelling

Laden Sie sich eine Witze App herunter, kaufen Sie sich ein Witzebuch. Und so sehr Sie Witze hassen mögen. Erzählen Sie jeden Tag mindestens einen, besser drei Witze. Das ist die perfekte Übung für stringentes Storytelling.

Denn Sie werden lernen, auf das Wesentliche zu fokussieren und Unwichtiges wegzulassen. Sie werden Lust an der Story bekommen. Und sofort spüren, ob die Länge hält und ob die Pointe funktioniert. Wenn die Menschen lachen, haben Sie gelernt. Sie können gezielt auf eine Pointe hin erzählen und einen bewussten Effekt herbeiführen.

Letztlich hat ein guter Witz auch immer einen Sinn. Und das ist letztlich der Zweck von gutem Storytelling: Dass Sie über die Geschichte einen Sinn vermitteln.

Wenn Sie einem Philosophiestudenten und einem Jusstudenten das Telefonbuch vorlegen und sagen: „Auswendig lernen!“. Dann sagt der Philopsophiestudent: „Was ist der Sinn dahinter?“. Und der Jusstudent: „Bis wann?“ Genau das ist Storytelling!

Eine von unzähligen Möglichkeiten zum Üben finden Sie hier. Und nun: Im wahrsten Sinne des Wortes: Viel Spaß!

 

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